Die Päpstin Johanna Von Ingelheim: Roman
Emmanuel Rhoides
252 pages, Paperback
ISBN: 3746616964
ISBN13:
Language: German
Publish: 962434800000
19th CenturyClassicsFictionGreeceHistoricalHistorical FictionHumorLiteratureNovelsReligion
Nanu? Zwei Jahre nach dem Bestseller der Bestseller Die Päpstin von Donna W. Cross noch ein Roman zur Legende eines weiblichen Papstes im neunten Jahrhundert? Keine Sorge, mit dem Anspruch, Cross zu übertreffen, hat sich niemand übernommen. Emmanuel Rhoides, Direktor der Athener Nationalbibliothek und bedeutender Literaturkritiker im 19. Jahrhundert, recherchierte für seine Johanna bereits über hundert Jahre früher. 1866 erschien die griechische Originalausgabe seines satirischen Werkes, in dem die Kirche ziemlich schlecht wegkommt. Prompt wurde es verboten. Beide Autoren bauen ihre Handlung um die spärlichen Informationen aus der Kirchengeschichte auf, in der angeblich ungefähr genauso viele Beweise wie Gegenbeweise für die Existenz einer Päpstin existieren. Das Interessante am Ergebnis sind die Unterschiede. Bei Cross ist Johannas Vater tyrannisch. Johanna gibt sich als Mönch aus, weil sie als Frau nicht weiterlernen darf. Sie handelt immer aus reinem Edelmut und sie hält ihr ganzes Leben der einen großen Liebe die Treue. Bei Rhoides wird ihr ein liebender Vater zugedacht. Johanna verkleidet sich als Mann, um bei ihrem Geliebten bleiben zu können. Später lässt sie ihn aber im Stich und beschwört gute und böse Geister, damit der alte Papst endlich stirbt und sie selbst den Thron besteigen kann. Man merkt, dass einmal eine Frau des ausgehenden 20. Jahrhunderts schreibt, die aus ihrer Figur eine Heldin macht, die gegen die Ungerechtigkeiten der Männergesellschaft aufsteht und dass einmal ein Mann des 19. Jahrhunderts schreibt, der an der Leutseligkeit und Liebesfähigkeit des Weibes zweifelt und Johannas Ende ganz gern als Bestrafung für ihre Anmaßungen deutet. Im Stil unterscheiden sich beide Werke erheblich. Cross hat einen fesselnden Abenteuerroman geschrieben. Rhoides dagegen unterhält mit seiner Sprachkunst und Redseligkeit, seiner Vorwitzigkeit und Frechheit und vor allen Dingen damit, dass wirklich niemand der kitzelnden, beißenden und zwickenden Zange seiner Ironie entkommt.–Daphne von Unruh