Die Versiegelte Zeit

Andrei Tarkovsky

256 pages, Hardcover

ISBN: 3550063938

ISBN13:

Language: German

Publish: January 1, 1984

Tags:

Für den schwedischen Meisterfilmer Ingmar Bergman ist Andrej Tarkowskij der bedeutendste Filmregisseur unserer Zeit. Seit »Iwans Kindheit«, seinem filmischen Debüt, das 1962 mit dem »Goldenen Löwen« von Venedig ausgezeichnet wurde, gehören die Filme des russischen Regisseurs zu den unbestrittenen Höhepunkten zeitgenössischer Filmkunst.

Nach »Andrej Rubljow« und »Solaris« wurden vor allem »Der Spiegel«, »Stalker« und »Nostalghia« auch in der Bundesrepublik zu vieldebattierten Kultfilmen. In einer Zeit, die von einem grenzenlosen Fortschrittsoptimismus Abschied genommen hat und nach einem neuen Mythos sucht, scheint Tarkowskijs visionär-moralische und zugleich fast naturreligiöse Bildersprache den Nerv eines aktuellen Lebensgefühls zu treffen. In den metaphysischen Traumbildern seiner Filme entdeckt eine ganze Generation den Aufbruch zu neuen Ufern, die Überwindung einer fragwürdig gewordenen Aufklärungseuphorie.

Die Faszination neuer filmischer Ausdrucksmittel, eines neuen Blicks und eines neuen Sehens wirft Fragen nach dem Geheimnis von Tarkowskijs irritierend eigenwilliger Kunst auf – ist dies die »Suche nach dem Gral, nach der Blauen Blume«, fragt ein Journalist. Filmkritiker in aller Welt haben inzwischen hierzu eine wahre Flut von Aufsätzen geschrieben, doch erst jetzt gewährt uns Tarkowskij selbst einen Einblick in seine »Werkstatt«, in die Welt seines Denkens und Fühlens.

Sein Buch, bringt Texte, die mit inhaltlich aggressiver Subjektivität zur Entstehungsgeschichte und zum Schicksal der eigenen Filme Stellung nehmen, zu den Problemen der filmbildlichen Gestaltung, zu Filmzeit, Rhythmus und Montage, zu Drehbuch, Kamera, Schauspielerkonzeption und zur Rolle der Musik. Es sind Texte, die auch vor philosophisch-ethischen Fragen nicht zurückschrecken und gerade hier eine ungewohnt leidenschaftliche Polemik entwickeln.

Nur wenig von diesem Material, das Ullstein jetzt international zum erstenmal vorstellt, durfte in der UdSSR erscheinen. Andrej Tarkowskij, der »russischste aller russischen Regisseure«, will inzwischen nach einem dreijährigen Italienaufenthalt nicht mehr nach Moskau zurückkehren, wo er in 22 Jahren nur 6 Filme drehen konnte. Der Exilierte, für den das Thema der verlorenen Heimat nach wie vor zentral bleiben wird, ging diesen Weg in bitterer Illusionslosigkeit. Vor ihm liegt die einsame Suche nach einer weltweit verschütteten Spiritualität. Was das bedeutet, zeigt uns sein Buch, das auf lange Zeit hin eine Pflichtlektüre für alle ernsthaft am Film und an den Problemen unserer Zeit Interessierten sein wird.

Leave a Review

Your email address will not be published. Required fields are marked *