Früh am Morgen beginnt die Nacht
Wally Lamb
0 pages, Paperback
ISBN: 3548603777
ISBN13:
Language: German
Publish: 1049184000000
AdultAdult FictionContemporaryDramaFictionLiterary FictionMental HealthMental IllnessNovelsPsychology
Stellen Sie sich vor, Sie wären ein 40-jähriger, grausam gepeinigter und emotional unnahbarer Anstreicher, dessen eineiiger Zwilling paranoid-schizophren ist und an öffentliche Selbstverstümmelung glaubt. Sie wären entweder Gast in der “Jerry Springer Show” — oder Dominick Birdsey, der Antiheld, Erzähler und Anziehungspunkt für schlechte Schwingungen von Früh am Morgen beginnt die Nacht. Irgendwo in den Nischen dieses 912-seitigen, dicken Wälzers lauert die ehrliche, bewegende Geschichte von der Suche, der Verleugnung und der Selbstakzeptanz eines Mannes. Dies ist keine einfache Aufgabe, wenn man bedenkt, daß die Erziehungsmethoden seines Großvaters von der SS zu stammen schienen und seine Großmutter möglicherweise eine jugendliche Mörderin war, sein Stiefvater ein latenter Sadist ist und sein Bruder Thomas ein politisch-motivierter Psychopath. Dominick ist nicht der Typ, der mit der Tradition brechen würde, und so setzt er dieses gestörte Vermächtnis u.a. mit Vergewaltigung, einer gescheiterten Ehe, einem Nervenzusammenbruch, plötzlichem Kindstod, einem Autounfall und einer rassistischen Verschwörung gegen einen Kollegen fort — um nur ein paar aufzuzählen. Lambs Buch ist ein ziemlicher Sprung im Vergleich zu seinem von Oprah Winfrey gesegneten Bestseller She’s Come Undone — es wandert außerhalb der Grenzen des streng definierten Wartesaalromans und durchläuft einen detaillierten, ordentlich katalogisierten Bericht über jegliche Art der Familientravestie und des persönlichen Versagens, die ein Mensch ertragen kann. In seinem Kern liegt Freuds “Rückkehr des Verdrängten”: Je mehr wir versuchen, das, was wir sind, zu verleugnen, desto mehr werden wir zu dem, was wir fürchten. Lamb überträgt Freuds psychologische Abstraktion auf das Alltagsleben und füllt seinen Roman mit zärtlichen, glaubwürdigen Dialogen und nachdenklicher Beobachtung. –Rebekah Warren