Hitlers Macht. Das Profil der NS-Herrschaft

Ian Kershaw

266 pages, Paperback

ISBN: 3423307579

ISBN13:

Language: German

Publish: April 1, 2001

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=Hitler’s power. The profile of the Nazi regime
Zu den großen Rätseln der deutschen Geschichte gehört nach wie vor, wie es einem ungebildeten Stammtisch-Choleriker mit uneinnehmender Physiognomie und fragwürdigem Lebenswandel gelingen konnte, sich das Volk einer Kulturnation hörig zu machen und es völlig zu barbarisieren. Diese Frage treibt auch den britischen Historiker Ian Kershaw um, der in seinem bei dtv inzwischen in zweiter Auflage erschienenen Buch Hitlers Macht inspiriert von Max Webers Konzept der “charismatischen Herrschaft” ein scharfsichtiges Profil der NS-Herrschaft zeichnet. Kershaw hält nichts von der gängigen Dämonisierung Hitlers zum modernen allmächtigen Tyrannen und der damit im Grunde verharmlosenden Reduktion von Tätern und Mitläufern zu Marionetten eines totalitären “Hitlerismus”. Er sieht im “Führer” weniger den aktionistischen Diktator als den tonangebenden Ideologen — die “Verkörperung der Idee” sozusagen –, der seinen “Volksgenossen” und Getreuen bei ihrer Arbeit im “nationalen Interesse” und zum Nutzen der “völkischen Erneuerung” und “Rassenhygiene” weitgehend freie Hand ließ. Das an feudales Vasallentum erinnernde Machtgefüge im Dritten Reich tat dann ein Übriges, um die mörderische Spirale der Unmenschlichkeit in Gang zu setzen, die zunehmend an Eigendynamik gewann: “Die Regierung verkam (…) zu einem monströsen Gebilde rivalisierender Machtsphären, bei dem die einzelnen Machthaber zur Stärkung und Erhaltung der eigenen Position bestrebt waren, sich gegenseitig darin zu übertreffen, ‘im Sinne des Führers’ zu handeln – bei der Umsetzung seiner ‘Idee’ in die Praxis.” Indem Hitler seine konkurrierenden Paladine und Statthalter an der langen Leine hielt, sicherte er sich nach der Devise divide et impera geschickt seine zentrale Stellung im System. Auch in diesem Buch hebt sich der Autor von Der Hitler-Mythos und der noch bemerkenswerteren großen Hitler-Biografie mit seinen Thesen zu Phänomen und Struktur des Nationalsozialismus wohltuend vom Mainstream ab. Dies mag nicht zuletzt an der Unbefangenheit liegen, die er sich als Außenstehender bei der Analyse der heiklen deutschen Geschichte erlauben kann. –Roland Detsch

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