Hollywood Babylon.

Man nennt Kenneth Anger auch das “Ein-Mann-Abbruchunternehmen des Mythos Hollywood”, denn mit seinen wilden Geschichten von Sucht, Perversion und Verbrechen zeigt er uns die dunkle Seite von Hollywoods goldenem Zeitalter — und auch in Hollywood Babylon legt Anger den Finger genüsslich in jede noch so kleine Wunde, die unter der glamourösen Oberfläche der Traumfabrik schlummert. Es sind oft bitterböse Geschichten und meist ohne Happy End, die Anger erzählt. Geschichten, wie sie sich auch in den Romanen James Ellroys finden lassen, und häufig sind sogar die Protagonisten die die “Blaue Dahlie”, Howard Hughes, Mickey Cohen, Johnny Stompanato, Lana Turner oder die Kennedys. Es ist eine explosive Melange aus Glamour, Mafia, Politik und Big Business, die Anger da zusammenrührt, und auch das Privatleben der Leinwand-Legenden kommt dabei nicht zu ihre Affären und Intrigen, ihre Eitelkeiten und geheimen Leidenschaften. Dreckige Wäsche also, oder “ein bisschen inoffizielle Filmgeschichte”, wie Anger selbst sein Werk charakterisiert. Wen stört es da schon, dass es keine wirklich neuen Storys sind, die Anger vor seinem Publikum ausbreitet? Niemand außer ihm hat sich je die Mühe gemacht, all den Klatsch und Tratsch zusammenzutragen, der hinter den Kulissen Hollywoods kursiert. Ohnehin könnte dies wohl niemand sarkastischer, schamloser und unterhaltender als er. Seine bravouröse Chronique scandaleuse beginnt in der Stummfilmära und endet mit “Hollywoods Dämmerung” Ende der 60er Jahre. Seit langem arbeitet Anger an einer Fortsetzung seines Weltbestsellers, die bis in die Gegenwart hineinreicht. An Stoff wird es ihm sicher nicht fehlen, und angeblich ist auch schon ein Verlag gefunden. Man darf also gespannt sein! –Stephan Fingerle